Maßnahmen für das Braunkehlchen
Die Maßnahmen für das Braunkehlchen dienen oft gleichzeitig auch dem Wiesenpieper, welcher in den letzten Jahren ebenfalls dramatisch im Bestand abgenommen hat.
Brutplatzschutz durch Aussparung von der Nutzung
Das Revier wird bei Braunkehlchen und Wiesenpieper von der Nutzung ausgespart, um einen Verlust des Geleges oder der noch nicht flugfähigen Jungvögel zu vermeiden. Da flugfähige Jungvögel sich in den ersten Tagen bei Gefahr in der Vegetation verstecken und nicht wegfliegen, sollte der Mahdzeitpunkt der Schutzfläche nicht vor dem 15. Juli erfolgen, bei späten Bruten erst ab dem 1. August. Bei regelmäßigen Vorkommen ist es sinnvoll, den Mahdzeitpunkt der Fläche dauerhaft auf eine späte Schnittnutzung umzustellen.
Beweidungsmanagement
Extensiv beweidete Flächen bieten Strukturvielfalt. Durch Viehtritt ist das Bodenrelief uneben. Nicht abgefressene Stängel bleiben über den Winter stehen und bieten so gemeinsam mit Koppelpfählen und Weidedraht Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper. Oft ist auch das Insektenangebot vergleichsweise höher. Neben Auskoppeln bekannter Neststandorte ist die Erarbeitung von Weideplänen sinnvoll, um Brutplätze langjährig besetzter Reviere zu schützen. Werden Teilflächen vor Ankunft der Braunkehlchen beweidet, konzentrieren sich die Neststandorte auf noch nicht genutzte Teilflächen oder ungenutzte Säume und Grabenränder, sodass Konflikte vermieden werden können.
Einbringen künstlicher Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper in Kombination mit später Mahd
Besonders den kammnahen Lagen verfügen extensiv genutzte Grünlandflächen zur Ankunft der Braunkehlchen aus dem Winterquartier über zu wenige natürliche Sitzwarten. das Ausbringen künstlicher Sitzwarten kann dieses Strukturdefizit ausgleichen. Insbesondere bei Braunkehlchen werden Sitzwarten sowohl zum Anzeigen des Reviers (Singwarte) als auch zur Nahrungssuche (Ausgangspunkt für Jagdflüge) benötigt und entscheiden letztlich darüber, ob eine Fläche angenommen wird oder nicht.
Um Gefährdungen der Reviere durch die Nutzung zu vermeiden, sollten strukturverbessernde Maßnahmen stets nur auf Flächen mit einer späten Mahd ab 15. Juli, besser ab 1. August umgesetzt werden. Wird die Maßnahme noch zusätzlich mit Altgrasbereichen kombiniert, ist sie besonders attraktiv.
Schaffung von Altgrasbereichen
Altgras und Hochstauden aus dem Vorjahr bieten natürliche Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper. Gleichzeitig werden die Nester bevorzugt in diesen Bereichen angelegt. Auch hinsichtlich der Gefahr durch Prädatoren hat Altgras einen positiven Einfluss. Allerdings ist bei mehrjährigen ungenutzten Bereichen zu beachten, dass diese nicht durch Gehölze verbuschen. Hier sind ggf. im mehrjährigen Abstand je nach Bedarf Gehölze zu entnehmen, damit die Habitateignung nicht verloren geht.
Verbesserung des Nahrungsangebotes durch benachbarte Blühstreifen
Der verfügbaren Nahrung kommt ebenfalls eine hohe Bedeutung zu. So können auch Blühstreifen durch eine hohe Anzahl von Insekten ein Nahrungsangebot bieten, wenn diese im näheren Umfeld der Brutplätze liegen. Hier können einjährige Blühmischungen aus Sonnenblume (Helianthus annuus), Phacelia (Phacelia tanacetifolia), Buchweizen (Fagopyrum tataricum), Rettich (Raphanus sativus) und Inkarnatklee (Trifolium incarnatum) angelegt werden.