Maßnahmen
Brutplatzschutz durch Aussparung von der Nutzung
Durch Aussparung von der Nutzung wird bei Bekassine, Braunkehlchen und Wiesenpieper der unmittelbare Schutz des Revieres von Nutzung ausgespart, um einen Verlust des Geleges oder der noch nicht flugfähigen Jungvögel zu vermeiden. Da die Nester des Wachtelkönigs in der Regel nur sehr schwer zu finden sind, werden häufig größere Flächen von cirka 3 Hektar um den Rufplatz ausgespart.
Wachtelkönigfreundliche Mahd
Flächen mit Wachtelkönignachweisen werden frühestens ab 16. August gemäht. Ist keine angrenzende Brache vorhanden, bleibt bis Anfang September ein Streifen mit einer Breite von mindestens 10 Metern stehen, welcher den mausernden Altvögeln und eventuell noch nicht flugfähigen Jungvögeln Schutz bietet. Die Mahd erfolgt mit verminderter Geschwindigkeit (5 km/h) und verminderter Breite (Mähwerk mit 3m Breite) vom Rand zum Schutzstreifen hin, damit die Wachtelkönige in der hohen Vegetation geschützt den Streifen oder die Brache erreichen können.
Nach dem 15.08.2017 gemähte Wachtelkönigfläche im Erzgebirgskreis mit verbliebenem Schutzstreifen (Foto: C. Scheinpflug)
Beweidungsmanagement
Extensiv beweidete Flächen bieten Strukturvielfalt. Durch Viehtritt ist das Bodenrelief uneben. Nicht abgefressene Stängel bleiben über den Winter stehen und bieten so gemeinsam mit Koppelpfählen und Weidedraht Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper. Gleichzeitig entstehen bei hoher Bodenfeuchte gute Nahrungsflächen für Bekassinen. Oft ist auch das Insektenangebot vergleichsweise höher. Neben Auskoppeln bekannter Neststandorte ist die Erarbeitung von Weideplänen sinnvoll, um Brutplätze langjährig besetzter Reviere zu schützen.
Mahd und Entbuschung
Damit über einen längeren Zeitraum ungenutzte Brachen ihre Habitateignung für Wiesenbrüter nicht verlieren, kann von zeit zu Zeit eine Entbuschung oder Entnahme von Einzelgehölzen notwendig sein. Auch kann zu starkes Verfilzen von Brachen dazu führen, dass sich der Wachtelkönig fußläufig in der krautigen Vegetation nur noch schwer oder gar nicht mehr fortbewegen kann und dann die Flächen meidet. Dann ist die Mahd von Teilbereichen sinnvoll.
Halbseitig gemähte Feuchtwiese im FND Kalkofenwiesen in Crottendorf (Foto: C. Scheinpflug)
Wiedervernässung einer ehemaligen Nasswiese im Quellgebiet der Seidewitz am 06.11.2017 (Foto: B. Hachmöller)
Schaffung von Nahrungstümpeln für die Bekassine
Feuchtgrünland oder baum- und straucharme Brachen können mit flachen Mulden oder Tümpeln für die Bekassine attraktiv gemacht werde, da sie zusätzlichen Nahrungsflächen in den Flachwasserbereichen bieten. Durch Abtrag des Oberbodens stehen feuchte Stellen auch bei längerer Trockenheit noch zur Verfügung. Zusätzlich müssen die Flächen Bulte oder Grashorste aufweisen, welche die Bekassine für die Anlage des Nestes nutzt.
Auf einer Wiesenbrache in Crottendorf angelegter flacher Nahrungstümpel am 16.11.2018 (Foto: C. Scheinpflug)
Auf einer Beweidungsfläche in Crottendorf angelegter flacher Nahrungstümpel am 09.05.2018 (Foto: C. Scheinpflug)
Einbringen künstlicher Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper
Verfügen extensiv genutzte Grünlandflächen zur Ankunft der Braunkehlchen aus dem Winterquartier über zu wenige natürliche Sitzwarten, kann das Ausbringen künstlicher Sitzwarten das Strukturdefizit ausgleichen. Sitzwarten werden sowohl zum Anzeigen des Reviers (Singwarte) als auch zur Nahrungssuche (Ausgangspunkt für Jagdflüge) benötigt und entscheiden letztlich darüber, ob eine Fläche angenommen wird oder nicht.
Schaffung von Altgrasbereichen
Altgras und Hochstauden aus dem Vorjahr bieten natürliche Sitzwarten für Braunkehlchen und Wiesenpieper. Gleichzeitig werden die Nester bevorzugt in diesen Bereichen angelegt.
Auf einer Grünlandfläche mit später Mahd stehengebliebene Altgrasinseln in Satzung, Marienberg am 14.08.2018 (Foto: C. Scheinpflug)
Verbesserung des Nahrungsangebotes durch benachbarte Blühstreifen
Der verfügbaren Nahrung kommt ebenfalls eine hohe Bedeutung zu. So können auch Blühstreifen durch eine hohe Anzahl von Insekten ein Nahrungsangebot bieten, wenn diese im näheren Umfeld der Brutplätze liegen. Hier können einjährige Blühmischungen aus Sonnenblume (Helianthus annuus), Phacelia (Phacelia tanacetifolia), Buchweizen (Fagopyrum tataricum), Rettich (Raphanus sativus) und Inkarnatklee (Trifolium incarnatum) angelegt werden.