Klimawandel und Biodiversität
Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen und es verändern sich die Menge und die regionale Verteilung der Niederschläge. Das hat Konsequenzen für Tier- und Pflanzenarten sowie mittelbar möglicherweise sogar für die Funktionsfähigkeit ganzer Ökosysteme. Solche biologischen Effekte lassen sich besonders gut an drei Kenngrößen ablesen: Phänologie, Verbreitung und Häufigkeit von Arten. Diese verändern sich bereits jetzt sichtbar (Primack & Miller-Rushing 2012).
Unter Phänologie versteht man wiederkehrende Phänomene in der Natur, wie die Abläufe von Wachstum, Entwicklung und Reproduktion von Organismen in Bezug auf die Jahreszeiten (Begon et al. 1992). Besonders auffällig sind phänologische Veränderungen von Pflanzen, z. B. zeitigerer Blattaustrieb, früher Blühbeginn und zeitiger einsetzende Fruchtreife sowie Verlängerung der Vegetationsperiode. Bei manchen Vogelarten wurde eine zeitigere Rückkehr aus den Winterquartieren, ein früherer Brutbeginn und Verlängerung der Brutperiode festgestellt. Das Spektrum der Verhaltensanpassungen reicht sogar bis hin zu verkürzten Zugstrecken und teilweisen Verzicht auf den Wegzug.
Solche Entwicklungen beeinflussen die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Arten. Obwohl hier im Einzelnen noch Forschungsbedarf besteht, ist es somit möglich, dass ökologische Beziehungen zeitlich »aus dem Takt« geraten (ecological mismatches). Dies hätte weitreichende Folgen, die sich z. B. in sinkenden Bruterfolgen bei Vögeln oder geringerer Bestäubungsrate bei Blütenpflanzen auswirken könnten.
Auswertungen umfangreicher Datensätze u. a. von Tagfaltern und Libellen deuten darauf hin, dass in den zurückliegenden 30 Jahren in Sachsen in einigen Artengruppen bereits eine Verschiebung der Zusammensetzung in Richtung wärmeangepasster Arten stattgefunden hat (Wiemers et al. 2013).
Durch den Klimawandel gefährdet sind insbesondere Arten und Lebensräume nasser und/oder kühl-feuchter Standorte (z. B. Hoch- und Zwischenmoore). Auch an höhere Berglagen angepasste Arten und Lebensräume können bei temperaturbedingter Verschiebung der Höhenstufen im Mittelgebirge irgendwann nicht weiter nach oben ausweichen (z. B. natürliche hochmontane Fichtenwälder).
Profiteure des Klimawandels sind dagegen wärmeliebende Arten und Lebensräume trockener Standorte. Dazu gehören auch ursprünglich südlich verbreitete Arten, wie die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea). Besondere Beachtung erfordern vom Menschen eingeführte Tier- und Pflanzenarten (Neobiota), von denen sich einige invasiv ausbreiten. Sie kommen oft besser mit neuen Klimabedingungen zurecht und sind in der Lage, freie Nischen in gestörten Ökosystemen zu besetzen.
Aufgaben des Landesamtes
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) untersucht die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt in Sachsen und beteiligt sich dazu auch an verschiedenen Forschungsprojekten. Zwei dieser Vorhaben befassten sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf wasserabhängige Ökosysteme am Beispiel der Moore Wildenhainer Bruch in der Dübener Heide sowie Mothäuser Heide im mittleren Erzgebirge. Darüber hinaus wurden fachliche und methodische Grundlagen für ein Monitoring Klimawandel und Biodiversität erarbeitet.
Auf dieser Grundlage werden geeignete und umsetzbare Maßnahmen entwickelt, um negative Folgewirkungen des Klimawandels auf die natürliche biologische Vielfalt zu verhindern bzw. zu minimieren. Mehr Informationen zum Thema Klimawandel finden Sie auf den Seiten des sächsischen Klimaportals.