Kartierung und Datenerfassung
Allgemeine Anforderungen
Die allgemeinen Anforderungen für die Erfassung von Artdaten ergeben sich aus den Vorgaben des LfULG:
Im Einzelnen sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Bei jeder Beobachtung ist der Name des Beobachters anzugeben und zwar in der Schreibweise: Nachname, Vorname (Titel als Namensbestandteil - zum Beispiel Dr. oder Prof. - werden vor den Vornamen gestellt. Beispiel: Müller, Dr. Peter).
- Der Fundort ist möglichst genau zu verorten. Zusätzlich ist die Genauigkeit des gesetzten Fundpunktes im Feld Toleranz zu beschreiben.
Erfassung von Vogelbeobachtungen
Vogelbeobachtungen werden meist datumsgenau erfasst (Einzelbeobachtungen). Im Feld »Datum« wird dann das tatsächliche Beobachtungsdatum eingegeben. Werden datumsbezogene Einzelbeobachtungen aus verschiedeneen Begehungen zu einem aggregierten Revierpunkt zusammengefasst, ist statt eines Datums das Jahr anzugeben.
Neben der Angabe der Art ist auch die Anzahl der beobachteten Exemplare wichtig. Auch wenn bei der Erfassung von Brutvögeln meist an einem Ort nur ein Individuum, ein Brutpaar oder ein Revier festgestellt wird, sollte stets die Anzahl (= 1) in Verbindung mit einer Einheit oder/und einem Brutzeitcode erfasst werden.
Folgende Einheiten werden in der Regel bei Vögeln verwendet:
- Brutpaar(e)
- Revier(e)
- Rufende/singende Männchen
- Alttier/Imago (universelle Einheit für verschiedene Artengruppen, gemeint ist das ausgewachsene und fortpflanzungsfähige Individuum)
- Individuum (unbest. Altersklassen)
- Jungtier
- Pulli/nicht flügge
- Vermehrungsstätte (Nest/Nisthöhle/Bau)
Auf die Angabe einer Einheit kann verzichtet werden, wenn im Feld Reproduktion ein Brutzeitcode vergeben wird, der die Einheit beschreibt.
Unter Verhalten können bestimmte Aktivitäten der beobachteten Vögel festgehalten werden. Zur Verfügung stehen:
- fliegend
- schwimmend
- durchziehend/rastend
- Nahrungssuche
- ruhend / Schlafplatzbeobachtung
- überfliegend (kein / nicht sicherer Zug)
- ziehend (ohne Richtungsangabe)
- Zug --> nach Nord
- Zug --> nach Nordost
- Zug --> nach Nordwest
- Zug --> nach Ost
- Zug --> nach Süd
- Zug --> nach Südost
- Zug --> nach West
Insbesondere bei durchziehenden Trupps und Schwärmen empfiehlt sich die Angabe eines Hinweises auf die Zugbewegung oder die Richtung des Zuges. Bei ziehenden/nicht brütenden Vögeln wird kein Brutzeitcode angegeben oder es wird im Feld Reproduktion »kein Hinweis auf Reproduktion« eingetragen.
Reproduktion (Brutzeitcode, Status Brutvögel)
Bei der Beobachtung von Vögeln ist die Unterscheidung von Brutvögeln auf der einen Seite und Gästen bzw. Durchzüglern auf der anderen Seite eine entscheidende Frage. Zur Einstufung des Status von Brutvögeln gibt es ein seit Jahrzehnten bewährtes System. Bestimmte Verhaltensweisen und Beobachtungen werden dabei 16 Stufen zugeordnet, die wiederum Auskunft über die Reproduktionswahrscheinlichkeit (Brutnachweis, Brutverdacht, Brutzeitfeststellung) geben. Beobachtungen, die nicht einer der folgenden Stufen zugeordnet werden können, werden mit »kein Hinweis auf Reproduktion« gekennzeichnet. Besonders die Brutzeitcodes A1, A2 und B3 sollten sparsam vergeben werden, zum Beispiel nur wenn bereits aus den Vorjahren Brutnachweise vorliegen oder der Lebensraum sehr typisch für die Art ist. Bei vielen Arten singen die Männchen bereits auf dem Zug und sind dennoch nicht als Brutvogel einzustufen. Eine wertvolle Orientierung geben die Wertungsgrenzen in Südbeck et al. (2005), also die Monate, in denen die Beobachtung eines Vogels in die Wertung als Brutvogel eingehen kann (siehe Box auf der rechten Seite). Liegt die Beobachtung eines Vogels außerhalb der Wertungsgrenzen, so sollte auf die Vergabe eines Brutzeitcodes verzichtet werden (es sei denn, es gibt Beobachtungen, die eindeutig auf Brutaktivitäten hindeuten - zum Beispiel Nestbau oder Paarungsverhalten). Auch bei Vogelarten mit großen Aktionsradien (z. B. Greifvögel, Störche, Reiher) sollten Brutzeitcodes nur vergeben werden, wenn die Beobachtung auf besetzte Reviere oder Nester hindeutet und die Beobachtung mindestens im Bereich des vermuteten Brutplatzes verortet werden kann.
Brutzeitfeststellung:
A1 – Zur Brutzeit im möglichen/typischen Bruthabitat festgestellt (Reproduktion möglich)
A2 - Singendes, trommelndes oder balzendes Männchen zur Brutzeit im möglichen Bruthabitat (Reproduktion möglich)
Brutverdacht (Reproduktion wahrscheinlich):
B3 - Paar zur Brutzeit in geeignetem Bruthabitat
B4 - Revierverhalten an mind. 2 Tagen im Abstand von mind. 7 Tagen (Revier vermutet)
B5 - Paarungsverhalten und Balz
B6 - Altvogel wahrscheinlichen Nistplatz aufsuchend
B7 - Verhalten der Altvögel deutet auf Nest oder Jungvögel
B8 - Gefangener Altvogel mit Brutfleck
B9 - Nestbau oder Anlage einer Nisthöhle
Brutnachweis (Reproduktion sicher):
C10 - Ablenkungsverhalten oder Verleiten (Flügellahmstellen)
C11 - Benutztes Nest oder Eischalen aus aktueller Brutperiode gefunden
C11a - Benutztes Nest aus aktueller Brutperiode
C11b - Eischalen geschlüpfter Jungvögel aus aktueller Brutperiode
C12 - Eben flügge Jungvögel (Nesthocker) oder Dunenjunge (Nestflüchter)
C12a - Nicht flügge Junge
C13 - ad. brütet bzw. fliegt zum oder vom (unerreichbaren) Nest
C13a - Altvögel verlassen oder suchen einen Nestplatz auf (nicht einsehbar)
C13b - Nest mit brütendem Altvogel
C14 - Altvogel trägt Futter oder Kotballen
C14a - Altvogel trägt Kotsack vom Nestling weg
C14b - Altvogel mit Futter für die nicht-flüggen Jungen
C15 - Nest mit Eiern
C16 - Junge im Nest gesehen oder gehört
Die Brutzeitcodes beinhalten bereits Angaben zur Einheit (Altvogel, Junge, Nest usw.) und zum Verhalten der Vögel. Daher ist bei der Verwendung eines Brutzeitcodes nicht zwingend die Angabe einer Einheit oder des Verhaltens notwendig, wird jedoch zur Erzeugung vollständiger Datensätze und zur Ermöglichung einfacher Datenfilterungen empfohlen.
Zusätzlich sind im Feld die Einträge »A - Reproduktion möglich«, »B - Reproduktion wahrscheinlich« und »C - Reproduktion sicher« verfügbar. Der Eintrag »C - Reproduktion sicher« bedeutet im Unterschied zu anderen Artengruppen bei den Vögeln lediglich »sicheres Brüten«, nicht aber bereits das Ausfliegen von Jungvögeln. Werden diese Einträge zur Einschätzung der Reproduktion verwendet, ist mindestens eine Einheit anzugeben. Bei der Erfassung der Beobachtungen sollten aber vorzugsweise die genaueren Brutzeitcodes (A1 bis C16) verwendet werden - auch um sich die Dateneingabe zu erleichtern und die Inhalte zu standardisieren.
Von Einzelbeobachtungen zum jahrweise aggregierten Revierpunkt
Bei systematischen Erfassungen, wie zum Beipspiel beim SPA-Monitoring oder bei sonstigen Brutvogelkartierungen in bestimmten Untersuchungsgebieten, werden die Einzelbeobachtungen (bezogen auf das tatsächliche Beobachtungsdatum) eines Revier- oder Brutpaars unterschiedlicher Begehungen zu aggregierten Revierpunkten (bezogen auf das betreffende Jahr) zusammengefasst. Der aggregierte Revierpunkt ist dabei im besten Falle das Nest oder aber der Mittelpunkt des vermuteten Revieres (sogenanntes Papierrevier). Aggregierte Datensätze beinhalten üblicherweise kein Datum sondern nur noch das Jahr. Im Feld Reproduktion wird der höchste Brutzeitcode der aggregierten Einzelbeobachtungen eingetragen. Einzelbeobachtungen (z. B. die Beobachtungen einzelner Begehungen oder Zufallsbeobachtungen) sind stets von Datensätzen mit aggregierten Beobachtungen zu trennen, d. h. die Datensätze sind unterschiedlichen Datenpaketen (Feld: Herkunft/Datenpaket) zuzuordnen.
Vom aggregierten Revierpunkt zur Bestandszahl
Werden in der Ornithologie Bestandszahlen von Brutvogelarten für ein bestimmtes Gebiet angegeben, so wird man häufig mit ungewöhnlich erscheinenden Spannen konfrontiert, z. B. 0-7 Brutpaare. Diese Spannen werden jedoch durch Auszählen der Brutpaare und den jeweiligen Brutzeitcodes gebildet. Die erste Zahl der Spanne nennt die Summe der B- und C-Nachweise, die zweite Zahl die Summe der A-, B- und C-Nachweise. Die Angabe von 0-7 Brutpaaren des Mittelspechts in einem Vogelschutzgebiet bedeutet beispielsweise, dass es keine B- und C-Nachweise gibt und sieben A-Nachweise.
Herkünfte (Datenpakete)
Einzelbeobachtungen und aggregierte Revierpunkte können jeweils einem bestimmten Datenpaket zugeordnet werden. Im Feld »Herkunft« kann dann das gebildete Datenpaket beschrieben werden. Die Bildung von Datenpaketen ist eine wichtige Arbeit, um Struktur und eine inhaltliche Ordnung in die Daten zu bringen. Insbesondere bei systematischen Erfassungen (Siedlungsdichtenuntersuchungen, Transektkartierungen, Monitoringprogramme etc.) kann über die Herkunft die Art und der Umfang der Erfassung beschrieben werden (Methodik, Untersuchungsgebiete, erfasste Arten etc.). Dies dient der Reproduzierbarkeit der Erfassungen. Datenpakete sollten bereits in der Konzeptphase einer geplanten Erfassung oder Datenaufbereitung definiert werden. Bei der Bildung von Datenpaketen sollten insbesondere folgende Punkte beachtet werden:
- Daten, die mit einer definierten und reproduzierbaren Methode und in festgelegten Untersuchungsgebieten erhoben wurden, sind einem eigenen Datenpaket zuzuordnen (Erfassungstyp »Wiederholbare Erfassung«), Bei- und Nebenbeobachtungen einem anderen Datenpaket (z. B. Erfassungstyp »Zufallsbeobachtungen«).
- datumsbezogene Einzelbeobachtungen und jahrweise aggregierte Revierpunkte sind unterschiedlichen Datenpaketen zuzuordnen
- Daten der Standardartengruppen wie Vögel, Amphibien, Reptilien, Libellen, Säugetiere und Farn- und Samenpflanzen sollten stets in eigene Datenpakete überführt werden.
- Im Zweifel, ob ein Datenpaket oder mehrere Datenpakete gebildet werden sollen, empfiehlt sich immer die Bildung mehrerer Datenpakete. Zwei Datenpakete lassen sich nachträglich sehr einfach zusammenführen. Eine nachträgliche Trennung der Daten eines Datenpakets ist dagegen mit hohem Aufwand verbunden oder gar nicht mehr möglich.
Benennung der Herkunft (Datenpaket)
Auch bei der Benennung des Datenpakets empfiehlt sich ein standardisierter Aufbau. Zu Beginn sollte ein Name oder Kürzel der verantwortlichen Institution oder Person stehen. Bei beauftragten Erfassungen sollten sowohl die beauftragende Stelle als auch der Auftragnehmer benannt sein. Danach eine kompakte Bezeichnung der Erfassung, des Monitoringprogramms oder der Datenquelle. Handelt es sich um ein Datenpaket, das fortlaufend weiter mit Beobachtungen gefüllt wird - zum Beispiel im Rahmen eines Monitoringprogramms - dann sollte das Startjahr angegeben werden (zum Beispiel »ab 2010«). Handelt es sich um eine abgeschlossene Erfassung dann sollten die Erfassungsjahre angegeben werden (zum Beispiel »2010 bis 2012«).
Beschreibung der Herkunft (Datenpaket)
Im vom LfULG verwendeten Datenerfassungsprogramm MultiBaseCS können die Datenpakete mit weiteren Informationen versehen werden. Es können die Kontaktdaten des Datenverantwortlichen und weitere Bemerkungen eingegeben werden. Im Bemerkungsfeld sollte bei beauftragten Erfassungen ein Bezug zum Auftrag hergestellt werden (z. B. Nennung des Auftrags und Angabe des Aktenzeichens). Außerdem stehen einige Felder für die methodische Beschreibung zur Verfügung:
- Erfassungstyp (wiederholbare Erfassung, gezielte Erfassung, Zufallsbeobachtungen, gemischte Datensammlung)
- Erfasste Arten (welche Arten waren Gegenstand der Erfassung)
- Artenspektrum (vollständig, überwiegend vollständig, unvollständig; d. h. eine Bewertung des Erfassungsgrades der unter »Erfasste Arten« genannten Arten)
- Erfassungsmethodik
- Erfassungszeitraum (Erfassungsjahr(e), Anzahl Begehungen, Zeitaufwand etc.)
- Anzahl der Beobachtungen (die Anzahl der im Datenpaket vorhandenen Beobachtungen/Datensätze; dient der nachträglichen Kontrolle der Vollständigkeit des Datenpaketes)
Bei systematischen Untersuchungen, die sich auf ein bestimmtes Gebiet beziehen, kann auch die Geometrie des Untersuchungsgebietes an das Datenpaket angehängt werden.
Ziel der Beschreibung des Datenpaketes ist die die Bereitstellung aller Informationen zur Erfassung, die eine Wiederholung der Erfassung ermöglichen.
Technische Möglichkeiten der Datenerfassung und Datenübermittlung
Grundsätzlich gibt es zwei Wege zur Erfassung und Übermittlung von Beobachtungsdaten an das LfULG:
Bei der originären Erfassung von Einzelbeobachtungen im System MultiBaseCS sind eine ganze Reihe von Vorgaben des LfULG zur Erfassung von Artdaten automatisch erfüllt. Außerdem ist ein redundanzfreier Datenaustausch zwischen MultiBaseCS-Lizenzen und der Zentralen Artdatenbank möglich - bis hin zur nachträglichen Ergänzung und Änderung von Datensätzen, ohne dass Dopplungen entstehen.
Bei Verwendung der Excel-Importtabelle ist dies nicht der Fall, so dass einige wichtige Punkte zusätzlich beachtet werden müssen. Aus diesem Grund werden Excel-Importtabellen mit Vogeldaten grundsätzlich im LfULG in das MultiBaseCS-Format überführt.
Eine dritte Möglichkeit der Datenerfassung und -übermittlung von Einzelbeobachtungen für einzelne Erfasser besteht über die redundanzfreie Schnittstelle ornitho.de-MultiBaseCS: