Ergebnisse
Seit 1964 wurden mit Ringen der Markierungszentrale über 360.000 Fledermäuse markiert, von denen über 150.000 Wiederfunde vorliegen. Die Daten sind in dem speziellen Computerprogramm BatBase zentral gespeichert und können hier hinsichtlich verschiedenster Fragestellungen ausgewertet werden. Über den langen Untersuchungszeitraum konnten so sehr interessante Ergebnisse erzielt werden.
Fledermäuse wechseln ihre Quartiere zu verschiedenen Jahreszeiten
Einige Fledermausarten absolvieren im Jahresverlauf zwischen Sommer- und Winterquartieren regelmäßige Wanderungen von über 1.000 km Luftlinie. Die längste Strecke mit 1.567 km legte bisher ein Kleinabendsegler zurück. Das Tier wurde in Sachsen-Anhalt markiert und im Norden Spaniens wiedergefunden, 1,5 Jahre später konnte das Tier wiederum im Heimatgebiet gefunden werden.
Flugstrecken von Kleinabendsegler aus Ostdeutschland
Artspezifisch werden bei den jährlich zwischen Sommer- und Winteraufenthalt absolvierten Wanderungen unterschiedlich große Entfernungen zurückgelegt. Sesshafte Arten bleiben ganzjährig in einem kleinen Gebiet und wechseln im Extrem zwischen Sommer und Winter innerhalb eines Gebäudes nur vom Dachboden in den Keller.
Fledermäuse halten normalerweise beharrlich an ihren Quartieren fest
Die meisten markierten Tiere werden zu einem späteren Zeitpunkt im gleichen Quartier wiedergefunden. Deshalb sind planmäßige Kontrollen durch den Beringer besonders bedeutsam. So kann bis über ein Viertel der markierten Tiere später wiedergefunden werden. Nachweise über Quartierwechsel sind selten. Fernfunde sind ein besonderer Glücksumstand, deren Rate liegt unter einem Prozent.
In der Anfangszeit der Beringung wurde durch Verfrachtungsversuche ein erstaunliches Heimfindevermögen auch über weite Entfernungen festgestellt.
Anteil der Wiederfunde am Beringungsort und in zunehmender Entfernung (aus: 40 Jahre Fledermausmarkierungszentrale Dresden)
Fledermäuse können weit über 20 Jahre alt werden
Die ältesten mit einem Ring der Markierungszentrale beringten Tiere sind eine Große Bartfledermaus sowie ein Großes Mausohr, sie sind beide über 27 Jahre alt. Eine Breitflügelfledermaus aus unserem Einzugsbereich wurde über 24 Jahre alt (vgl. Tabelle). Das ist für so kleine Säugetiere ein erstaunlich hohes Alter (vergleichsweise werden Mäuse oder Zwerghamster höchstens 2 bis 3 Jahre alt). Wandernde Fledermausarten erreichen ein niedrigeres Höchstalter (selten über 10 Jahre) als ortstreue Arten (20 bis 30 Jahre). Sie gleichen die geringere Lebenserwartung durch eine frühe Geschlechtsreife (1. Lebensjahr) und eine höhere Jungenzahl (2 Junge) aus.
Solche Rekordalter stellen jedoch die Ausnahme dar. Fledermauspopulationen reagieren auf eine erhöhte Sterblichkeit sehr empfindlich. Aufgrund ihrer geringen Jungenzahl können sie diese nur schlecht kompensieren.
Tabelle: Durch die Markierung nachgewiesenes Höchstalter von Fledermäusen in Ostdeutschland
Deutscher Artname |
Höchstalter Weibchen (Jahre-Monate) |
Höchstalter Männchen (Jahre-Monate) |
Kleine Hufeisennase | 03-07 | 15-04 |
Kleine Bartfledermaus | 13-05 | 17-05 |
Große Bartfledermaus | 21-02 | 27-09 |
Fransenfledermaus | 15-01 | 22-07 |
Wasserfledermaus | 23-02 | 22-07 |
Großes Mausohr | 28-01 | 18-00 |
Bechsteinfledermaus | 10-01 | 11-08 |
Teichfledermaus | 13-01 | 05-01 |
Zwergfledermaus | 13-08 | 13-01 |
Rauhautfledermaus | 13-02 | 13-08 |
Nordfledermaus | 22-11 | 15-01 |
Breitflügelfledermaus | 20-01 | 24-11 |
Zweifarbfledermaus | 06-00 | 08-03 |
Mopsfledermaus | 17-06 | 15-06 |
Graues Langohr | 18-06 | 15-07 |
Braunes Langohr | 17-02 | 19-04 |
Abendsegler | 12-01 | 10-09 |
Kleinabendsegler | 14-02 | 10-01 |
Überlebenskurven heimischer Fledermausarten (aus: 40 Jahre Fledermausmarkierungszentrale Dresden)
Der Erfolg von Schutzmaßnahmen kann überprüft werden
Durch die Markierung können auch die Folgen menschlicher Einflüsse auf Fledermäuse erkannt werden. Beispielsweise verändert sich ein großes unterirdisches Winterquartier bei Berlin durch Bergbautätigkeit stark. Als Ersatzmaßnahme werden neue Fledermausquartiere angelegt. Durch Wiederfunde kann erkannt werden, ob Tiere aus dem bisherigen Quartier die neuen Bereiche annehmen.
Sie helfen mit jeder Meldung eines Ringfundes bei der weiteren Erforschung dieser gefährdeten Tiergruppe.