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HNV Farmland-Indikator

Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert in Sachsen

In der Agrarlandlandschaft sind naturnahe Landschaftselemente sowie extensiv genutzte Flächen von herausragender Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Daher ist auf die Erhaltung und Ausweitung dieser Bereiche besonders zu achten. Der HNV Farmland-Indikator zeigt, wie sich Umfang und Qualität dieser aus Sicht des Naturschutzes wertvollen Flächen im Kontext landwirtschaftlicher Nutzungen darstellen und verändern. Die Buchstaben HNV stehen dabei für High Nature Value, also hoher Naturwert.

Durch die systematische und langfristige Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert können Auswirkungen von grundlegenden Änderungen der Nutzung und Struktur der Landschaft (zum Beispiel als Folge der Intensivierung) und damit auch der Agrarpolitik in Hinblick auf die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft aufgezeigt werden.

Der HNV Farmland-Indikator war bisher im Rahmen der europäischen Förderpolitik (ELER) ein Pflicht-Baseline-Indikator zur Evaluierung der Entwicklungsprogramme Ländlicher Raum und musste von allen Bundesländern gegenüber der EU berichtet werden. Der Indikator wurde auch in den Indikatorensatz der Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) aufgenommen. 

Konkret bilanziert der Indikator den Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert an der gesamten Landwirtschaftsfläche. Als Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert gelten extensiv genutzte, artenreiche Nutz- und Lebensraumflächen (Grünland-, Acker-, Obst-, Reb- und Brachflächen oder sonstige Lebensräume des Offenlandes) sowie strukturreiche Landschaftselemente (zum Beispiel Baumreihen, Hecken, Saumstrukturen oder Kleingewässer) soweit sie zur landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft gehören. Diese werden als HNV-Typen voneinander abgegrenzt.

Erhebung und Bewertung erfolgen repräsentativ nach einer bundesweit abgestimmten, standardisierten Methode anhand von Qualitätskriterien und/oder Kennarten. In Sachsen gab es 2009 eine vollständige Erstkartierung, danach von 2011 bis 2017 alle zwei Jahre eine Kartierung auf jeweils der Hälfte der Stichprobenflächen. Seit 2018 erfolgt die Kartierung in Sachsen jährlich auf einem Viertel der Stichprobenflächen. Entsprechend wird alle vier Jahre ein vollständiger Erhebungsdurchgang abgeschlossen. Für die Berichterstattung wird der Indikatorwert seit 2010 alle zwei Jahre als gleitender Mittelwert aktualisiert, wobei dieser seit 2013 jeweils die Teilerhebungen der letzten vier Jahre umfasst.

Bei der Einstufung werden insgesamt fünf Wertstufen unterschieden. Nur die Wertstufen I (äußerst hoher Naturwert), II (sehr hoher Naturwert) und III (mäßig hoher Naturwert) werden als HNV-Farmland gewertet. Dabei ist insbesondere der Arten- und Strukturreichtum der Wertstufe III im Vergleich zu den Wertstufen II und I als begrenzt einzustufen. Die Wertstufen V (sehr geringer Naturwert) und IV (geringer Naturwert) werden nicht als HNV-Farmland gewertet.

Der Anteil der Flächen mit hohem Naturwert an der Landwirtschaftsfläche lag im Jahr 2009 in Sachsen mit circa 12 Prozent unter dem für Deutschland insgesamt für das Jahr 2015 ausgegebenen Zielwert von 19 Prozent. Von 2009 bis 2013 ist er nochmals signifikant zurückgegangen auf unter 9 Prozent. Von den Rückgängen am stärksten betroffen sind dabei die HNV-Wertstufe III »Flächen mit mäßig hohem Naturwert« beziehungsweise die HNV-Flächentypen »Ackerflächen« und »Brachflächen«. Seitdem deutet sich wieder ein leichter Aufwärtstrend an, allerdings auf weiterhin niedrigem Niveau. 

Als Ziel für die Zunahme des Anteils von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert wurde in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eine Steigerung um mindestens 10 Prozentpunkte im Zeitraum von 2005 bis 2015 für den Bundesdeutschen HNV-Wert festgelegt. Hieraus ergab sich ein Anteil von mindestens 19 Prozent der Landwirtschaftsfläche bis zum Jahr 2015 für den HNV-Bundeswert. Die Bundeswerte setzten sich aus den Einzelwerten der Bundesländer zusammen und sind, aufgrund von historischen sowie strukturellen Unterschieden, nicht ohne weiteres direkt auf jedes Bundesland zu übertragen. Dennoch können sie Anhaltspunkte für das Vorkommen von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert im Vergleich zum Bundesdurchschnitt liefern.

Der Bundesdeutsche HNV-Indikatorwert für 2022 beträgt 13,4 Prozent. Im sächsischen Biodiversitätsprogramm »Sachsens Biologische Vielfalt 2030 -Einfach machen!« ist das Ziel »Der Indikator für wertvolle Naturflächen in der Agrarlandschaft (HNV-Indikator) zeigt einen durchgehend positiven Trend« formuliert. Während das Ziel des sächsischen Biodiversitätsprogramms in den letzten Jahren erreicht wurde, liegt der Wert des HNV Indikators für Sachsen jedoch noch deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt und dem in der nationalen Biodiversitätsstrategie formulierten Zielwert zurück.

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